Schlechte Ernte lässt Honigpreise steigen     

 (HNA Oktober 2012)

 

Werra-Meissner. Der zu kalte Frühling hat den Imkern in der Region zu schaffen gemacht. Bis zu 50 Prozent weniger Honigertrag brachte die Ernte den lokalen Imkern, berichtet Imkerverein-Vorsitzender Danny Jöckel aus Witzenhausen.

 

Damit fiel die Ernte in der Werra-Meißner-Region besonders schlecht aus. Hessenweit produzierten die Bienen im Schnitt 35 Prozent unter dem Ertrag eines guten Jahres, sagt der Vorsitzende des Hessischen Imkerverbands, Manfred Ritz. In einigen Teilen Mittelhessens habe es sogar Nullernten gegeben.

Schuld an der mauen Ernte waren nach Jöckels Einschätzungen die Kälte und die anhaltende Trockenheit im Frühjahr. Sind die Temperaturen zu gering, können die Bienen nicht fliegen, also auch keine Pollen einsammeln.

Durch den sehr geringen Niederschlag, vor allem in der ersten Hälfte des Jahres, haben die Blumen nicht ausreichend Pollen produziert, erklärt der Bienenfachmann weiter. Großteile des Ertrages benötigten die Tiere in solchen Jahren für den eigenen Lebensunterhalt.

Jöckel spricht von der schlechtesten Ernte seit langem. Hessenweit bedeutet das 1000 Tonnen weniger Honig als im Vorjahr. Einen Engpass müssen Verbraucher laut Ritz aber nicht befürchten. Die Ernte im vergangenen Jahr sei mit 2400 Tonnen Honig im Land Hessen überdurchschnittlich gut gewesen. Die Überschüsse, die bei den Imkern vorhanden seien, glichen ein Jahr wie dieses aus, beruhigt der hessische Vorsitzende.

Insgesamt müssen Verbraucher aber mit steigenden Preisen von bis zu 30 Prozent rechnen, prognostiziert Ritz. Durch erhöhte Rohstoffpreise sind laut Jöckel die Produktkosten um fast ein Drittel gestiegen. Eine schlechte Ernte wie in diesem Jahr könnten die Imker dann nur mit steigenden Verkaufspreisen auffangen, erklärt der Vorsitzende aus Witzenhausen.

HINTERGRUND

Von Sina Hühne


10 000 auf dem Kopf

                                                  (HNA Juli 2012)

Witzenhäuser Bienen sind Teil eines Kunstprojekts in Arles Südfrankreich

Witzenhausen. Bienen aus Witzenhausen sind bei der documenta 13 in Kassel Teil eines Kunstwerks. Von dort aus haben die Insekten ihren Siegeszug als Aktionskünstler bis nach Arles in Südfrankreich angetreten. Die friedfertigen Buckfast-Bienen gehören dem Vorsitzenden  des Imkerverein Witzenhausen, Danny Jöckel. Der Hobbyimker unterstützt den französischen  Künstler Pierre Huyghe.

Huyghe hat in der Kasseler Karlsaue ein Biotop angelegt, das er „Untilled“ (unbestellt) nennt. Unter anderem steht dort eine Frauenskulptur aus Beton, um deren Kopf ein Bienenvolk unaufhörlich weiter wächst (wir berichteten).

Aus der erfolgreichen Zusammenarbeit der beiden ist eine spektakuläre Idee entstanden. Wenn Bienen den Kopf einer Skulptur bevölkern, müsste es doch möglich sein, ein Volk auf einem menschlichen Kopf zu platzieren, überlegte sich Huyghe. Dafür braucht es allerdings sanftmütige Bienen und einen mutigen Menschen. Marlon Middeke, Umwelt-Ingenieur-Student aus Kassel, hat sich auf das Wagnis eingelassen. Er betreut die documenta-Hunde Human und Senor betreut.

Nach langer Vorbereitung des nicht ganz ungefährlichen Vorhabens ist es soweit: Während der Veranstaltung „To the moon via the beach“ im französischen Arles, präsentiert das Trio das Projekt.

Das lebende Kunstobjekt Middeke betritt eine riesige Arena, die an eine karge Mondlandschaft erinnert. Im Haar eine Bienenkönigin. Imker Jöckel bleibt zunächst im Hintergrund. Dann lässt er seine Bienen frei, die sich sofort auf die Suche nach ihrer Königin begeben. „Dafür ziehen die Bienen große Kreise durch die Arena“, sagt Jöckel.

Brummen über Mikro

Durch aufwendige Licht- und Ton-Technik sei das Spektakel noch untermalt worden. „Das Brummen der Bienen ertönt in ohrenbetäubender Lautstärke“, sagt Jöckel. Dafür sei der lebenden Skulptur ein Mikrofon um den Hals gehängt worden. An vier aufeinander folgenden Tagen konnten die Arena-Besucher das Spektakel verfolgen. Möglich wurde die Aktionskunst mithilfe der Luma Foundation, einer Stiftung, die Kunstprojekte fördert.

Kritik an der Aktionskunst mit den Bienen gab es bereits während der documenta. Jöckel weist das zurück und erklärt: „Den Bienen geht es gut, die Königin kann sich entgegen langläufiger Vermutungen frei auf der Skulptur bewegen.“ Nachts werde der Kopf mit einer Kiste abgedeckt, um die Bienen vor Waschbären und anderen Plünderern zu schützen.

Befürchtungen, dass die Bienen der Witterung ausgesetzt sind, widerspricht der Imker: „Vor Regen können sich die Bienen gut schützen, weil sie dicht an den Waben sitzen und das Wasser von ihren Körpern abperlt.“ Auch in Frankreich habe er für Ausgleich gesorgt. „Die Völker konnten in Lavendel- und Sonnenblumenfeldern umherfliegen.“

Von Alia Shuhaiber

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